Angekommen?!

Syrer*innen in Schleswig-Holstein 2021

Für die Ausstellung „Angekommen?“ hat die Künstlerin Lis Kortmann 18 berufstätige syrische Frauen und Männer porträtiert, die heute in Schleswig Holstein leben und arbeiten. Seit 2014 sind diese Personen aus Syrien geflohen, um sich und ihre Kinder vor den Auswirkungen des Krieges und dem syrischen Regime in Sicherheit zu bringen. In fotografischen Nahaufnahmen und intensiven Interviews geht Lis Kortmann der Frage nach, ob und in welcher Form die Portraitierten sich in Schleswig-Holstein angekommen fühlen.

Alle sich vorstellenden Menschen vereint, dass die Flucht aus ihrem Heimatland eine deutliche Zäsur in ihrem Leben darstellt. Auch wenn die Portraitierten immer noch dieselben Menschen sind, hat die Flucht Bekanntes und Bewährtes zu Vergangenem und nicht mehr allein Gültigem gemacht, sowie Unbekannte und Unbekanntes zu Möglichkeiten einer neuen Zukunft werden lassen.
Das optische Splitten der Portraits betont diesen harten Lebenseinschnitt ebenso wie die erzwungene Erfahrung, sich in einer bisher unbekannten Kultur zurechtfinden zu müssen. Dem Betrachter ermöglicht diese künstlerische Verfremdung, die beiden unterschiedlichen Gesichtshälften in den Fokus zu nehmen.

Während unsere rechte Gesichtshälfte von der linken Gehirnhälfte gesteuert wird, die u.a. für unser praktisches Handeln oder unser analytisches Denken zuständig ist und unser öffentliches Gesicht zeigt, spiegelt unsere linke Gesichtshälfte unsere private, emotionale Seite wieder. Sie zeigt, gesteuert von der rechten Gehirnhälfte, wie und wer wir wirklich sind.
Wie in der Leserichtung im Arabischen von rechts nach links steht auf der linken Bildseite der private, unvoreingenommene Mensch, der vor dem Ausbruch des Krieges und vor seiner Flucht ein „normales“ Leben in seinem Geburtsland gelebt hat. Auf der rechten Bildseite zeigt sich der Mensch, der trotz traumatischer Erlebnisse und großen Herausforderungen nach vorne blickt und weitergeht.

Die Nahaufnahmen von lachenden oder lächelnden Menschen zeigen optimistische, offene und mutige Personen, die die neuen Vorzeichen in ihrem Leben angenommen haben. Sie arbeiten jeden Tag daran, ein „normales“ und selbstbestimmtes Leben führen zu können, genauso wie sie es in ihrem Heimatland Syrien vor dem Krieg getan haben.

Die Antworten auf die Frage, ob sich die jeweiligen Personen angekommen fühlen, fallen verschieden aus und führen zu weiteren Fragen. Ist ein Ankommen nur möglich, wenn eine Anbindung, eine Verbindung an das neue Land auch von Seiten des Landes und seinen Bewohner*innen ermöglicht wird? Bedeutet „Ankommen“, wenn zwei Seiten aufeinander zugehen und sich verbinden?