Menschen AFGHANISTAN

Ein Foto-Projekt von Lis Kortmann

Wer sind die Afghan:innen? In intensiven fotografischen Einzelportraits der Fotografin Lis Kortmann von Frauen, Männern, jungen und älteren Menschen afghanischer Herkunft wird eine bunte Vielfalt von ethnischen Gruppen und Persönlichkeiten gezeigt. Neben den großformatigen Fotografien werden begleitende Interviewtexte dem Betrachtenden die Menschen Afghanistans näherbringen.

Die Menschen, die in der Ausstellung porträtiert werden, sind innerhalb der letzten drei Jahre mit der Hoffnung nach Schleswig-Holstein gekommen, hier eine sichere neue Heimat für sich und ihre Familie zu finden. Um Menschen zu finden, die bereit sind, sich und ihr Land dem interessierten Publikum vorzustellen, war Zeit, Vertrauensarbeit und die Unterstützung eines engagierten afghanischen Übersetzers nötig. Zu präsent sind schmerzende Erinnerungen an das geliebte und zugleich beängstigende Land, zurückgelassene Familienmitglieder und Freunde und traumatische Erlebnisse der Flucht.

In der aktuellen Ausstellung gewähren vierzehn großformatige Portraits und begleitende Texte und Zitate der Portraitierten einen Einblick in das Land und seine Leute.

Neben der Sensibilisierung für die Wahrnehmung, das Verständnis und die Wertschätzung bestehender Unterschiede zwischen der afghanischen und der deutschen Kultur thematisiert die Ausstellung in ihrer Gesamtheit, was uns Menschen im Kern verbindet.

Wenn es unsere Grundbedürfnisse wie Frieden, Gesundheit, Freiheit, Zugehörigkeit, Teilhabe, Akzeptanz und Toleranz sind, die uns Menschen ausmachen, sind wir uns dann nicht alle näher und ähnlicher, als uns oberflächliche Unterschiede glauben lassen?

Und sollte die anfängliche Frage „Wer sind die Afghan:innen?“ nicht vielmehr in die Frage „Wer sind wir Menschen?“ münden?

Hier können Sie die Interviewbögen zur Ausstellung als PDF (0,5MB) herunterladen.

Hintergrundinformationen zur Ausstellung

AFGHANISTAN („Land der Afghanen“)
35 Millionen Einwohner | 650.000 km²
Binnenstaat- Gebirgsland | Hauptstadt: Kabul
80 % Landbevölkerung | 20% Stadtbevölkerung
Islamische Republik unter Präsident Aschraf Ghani| Präsidialsystem
80 % Sunniten | 20 % Schiiten
49 Sprachen | 200 Dialekte | Amtssprache: Dari
Über 19 verschiedene Ethnien
Kriegszustand seit 1978 | jüngste Phase seit 11.09.2001

ETHNIEN
Die 4 größten Ethnien des Vielvölkerstaates Afghanistan:

DIE PASCHTUNEN
… sind ein ostiranisches Volk Süd- und Zentralasiens und mit 15 Millionen Angehörigen die größte Ethnie Afghanistans. Die Paschtunen (persisch „Afghanen“) gliedern sich in 30 verschiedene Stämme und sind überwiegend sunnitischen Glaubens. Sie leben nach dem Verhaltenskodex Paschtunwali und sprechen überwiegend Paschto.
Die meisten Paschtunen, circa 23 Millionen, leben in Pakistan. Weltweit gehören circa 50 Millionen Menschen den Paschtunen an.

DIE TADSCHIKEN
… sind mit 5 Millionen Vertretern die zweitgrößte Ethnie Afghanistans und sprechen überwiegend Dari. Als Tadschiken, vormals aus aus dem Westiran stammend, wurden in Afghanistan ursprünglich Menschen beschrieben, die sich keiner anderen Ethnie zuordnen ließen oder Dari sprechen. Dari ist ein Idiom der persischen Sprache Farsi.
Tadschiken gehören überwiegend der sunnitischen Mehrheit des Landes an. Einige Minderheiten wie die Kizilbasch (turkmenischen Ursprungs) sind überwiegend schiitischen Glaubens und gehören den 12er Schiiten an (Zweig innerhalb der Schia, nach dessen Lehre es insgesamt zwölf Imame gibt)

DIE HAZAREN
…sind mit 4 Millionen Menschen die drittgrößte Ethnie und die zweitgrößte persisch sprachige Gruppe Afghanistans und des Umlandes. Hauptsächlich leben die Hazaren in den in Zentralafghanistan gelegenen Regionen Hazāradschāt/Hazāristān und sind ein vermutlich turk-mongolischstämmiges Volk. Sie gehören größtenteils der schiitischen Minderheit des Landes an.
Der persische Dialekt der Hazaren (Hazaragi) setzt sich durch viele türkische und auch mongolische Worte zusammen.

DIE USBEKEN
…Sie stellen mit 2 Millionen die drittgrößte Volksgruppe des Landes. Die Usbeken siedeln im so genannten Tschor-Vilajet, die Nordprovinzen, die an Usbekistan grenzen.
Die Sprache der Usbeken ähnelt dem in Westchina gesprochenen Uigurisch. Die afghanischen Usbeken sind überwiegend sunnitische Muslime.