Über uns

Das Projekt „Kulturwochen der andere Blick“ setzt den Fokus im Oktober und November 2022 auf den Iran. Ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm in der Landeshauptstadt Kiel gibt Einblicke in das Land, bietet den Raum zum Austausch und lädt ein, den eigenen Blick zu erweitern.

Das Projekt wird von der Zentralen Bildungs- und Beratungsstelle für Migrant*innen e.V. in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung Schleswig-Holstein koordiniert. Ein breites Netzwerk aus Partner*innen gestaltet mit uns das vielfältige Veranstaltungsprogramm.

Wie kam es zu dem Projekt?

Im Jahr 2015 kamen viele Geflüchtete in der Stadt Kiel an. Auch wenn die mediale Aufmerksamkeit abgenommen hat, kommen weitere Menschen in die Landeshauptstadt. Eine Vielzahl der Menschen hat in Kiel ein neues zu Hause gefunden. Integration ist dabei Schlüssel, um diesen Menschen ein Ankommen in Kiel zu erleichtern. Auf der anderen Seite gibt es eine Vielzahl von Bürger*innen, die kaum Berührungspunkte mit Menschen aus anderen Herkunftsländern haben. Besonders in einer Zeit, in der Meinungen sich polarisieren und unsere Demokratie einen Rechtsruck erfährt, sind persönliche Begegnungen und gegenseitiges Verständnis wichtig. Deshalb will das Projekt „Kulturwochen – Der andere Blick“ eine Plattform bieten, um Perspektiven zu wechseln und Begegnungen zu ermöglichen.

Warum Iran im Jahr 2022?

Mein Onkel kam aus dem Iran und durch seine Erzählungen habe ich den Iran zum ersten Mal kennengelernt. Er gehörte zu den persischen Student*innen, die in Europa bzw. Deutschland in den 70er Jahren studierten. Viele haben sich gegen den Schah aufgelehnt und die iranische Revolution unterstützt. 1979 ist mein Onkel mit meiner deutschen Tante und meinen Cousins in den Iran zurückgekehrt. Er blieb dort, meine Tante und ihre Kinder kamen nach kurzer Zeit wieder nach Deutschland und ich habe aus erster Hand erfahren wie die Situation für Frauen im Iran sich damals dramatisch verändert hat. Der erste Golfkrieg zwischen Iran und Irak, der von 1980 bis 1988 mit wahrscheinlich 500.000 Toten andauerte, war entsetzlich grausam aber für mich sehr weit weg.

Erst 2004 mit der großartigen Graphic Novel „Persepolis“ von Marjane Satrapi rückte Iran wieder in mein Bewusstsein. Die furchtbaren Geschichten, die die Student*innen nach der 2009 gescheiterten Grünen Revolution erzählten, haben mich zutiefst erschüttert. Sie erzählten von den öffentlichen Hinrichtungen, von den Verhaftungen und von den grausamen Foltermethoden in den Gefängnissen.

Mittlerweile habe ich viele Kolleginnen und Freundinnen mit iranischen Wurzeln. Von ihnen habe ich viel mehr über das sehr komplexe Land mit seiner diversen Kultur, seiner vielseitigen Geschichte und seiner heterogenen Gesellschaft erfahren.

Allein die geographische Lage des Iran zwischen Zentralasien, Kleinasien, Arabien und dem indischen Subkontinent hat zu einer hohen ethnischen Vielfalt geführt. Das kulturelle Gedächtnis der iranischen Bevölkerung ist von deren Vielfalt geprägt. Musik, Religion, Tradition, aber auch moderne Welt- und Wertvorstellungen haben ihren Platz in der Gesellschaft.

Ideologische und machtpolitische Ansprüche des autoritären islamischen Regimes behindern die freie Entfaltung der iranischen Gesellschaft. Viele Iranerinnen möchten einen Wechsel und riskieren weiterhin ihr Leben, um gegen das Regime zu protestieren. Im Mai 2022 trieb ein Preisanstieg um 300 Prozent zahlreiche Iranerinnen landesweit auf die Straßen. Innerhalb von wenigen Stunden vervierfachte sich beispielsweise der Preis für Speiseöl. Die Demonstrant*innen riefen „Tod der Diktatur“! Sicherheitskräfte reagierten mit Tränengas und Schlagstöcken. Man weiß nicht wie viele Menschen inhaftiert bzw. umgebracht worden sind. Infolge der Proteste wurde das Internet heruntergefahren. Die jüngsten Unruhen fallen in eine Zeit, in der die internationalen Verhandlungen zum Atomabkommen mit Teheran stocken.

Die Zukunft der notleidenden iranischen Bevölkerung ist nach wie vor ungewiss. Aber es sind Frauen wie Masih Alinejad und viele anderen Menschen im Iran und in der Diaspora, die nicht aufgeben für einen demokratischen Staat, für eine freie und gerechte Gesellschaft zu kämpfen. Dieser Mut der Frauen und Männer, die trotz enormer Gefährdung innerhalb und außerhalb Irans weitermachen, macht uns auch Mut und wir stehen solidarisch mit ihnen.

An dieser Stelle möchte ich mich herzlich bedanken bei unserem Kulturwochen-Team, unseren Netzwerkpartnerinnen und bei allen Akteurinnen, die das großartig vielfältige Programm für die Kulturwochen zusammengestellt haben. Wir freuen uns mit diesen Kulturwochen einen anderen Blick in den faszinierenden Iran mit all seinen bunten Facetten der Kultur, Geschichte und Gesellschaft geben zu können.

Idun Hübner, ZBBS e.V.

Kontakt zu uns

Sie haben Fragen oder möchten mitwirken? Dann melden Sie sich gerne per E-Mail bei uns an Natalie Demmer (Heinrich-Böll-Stiftung SH) oder Parinaz Mehranfar (ZBBS).

Dankeschön

Wir freuen uns, dass die Kulturwochen von zahlreichen Partner*innen sowie Förder*innen unterstützt werden. Wir bedanken uns sehr für die Zusammenarbeit und die Förderung.

Organisator*innen

Partner*innen

Förderung